Rezension „Wenn Liebe so einfach wäre / It’s complicated“

Darsteller: Meryl Streep, Alec Baldwin, Steve Martin

Man kann schon mit Fug und Recht behaupten, dass ein Film mit Meryl Streep sehr wahrscheinlich gut investierte 1,5 Stunden sind, ist sie doch eine der ganz wenigen weiblichen Hollywood Legenden, die mit dem Alter besser werden und immer noch tolle Rollen bekommen. Sie lachen damit still und leise über den Jugend- und Magerwahn der letzten Jahre und alleine das ist unglaublich wohltuend. Aber zum Film an sich.

Jane und Jake sind seit 10 Jahren geschieden, und inzwischen kommen die Beiden wieder miteinander zurecht. Nicht, dass es Jane leicht fällt, ihn mit der viel jüngeren Agnes zu sehen, mit der er sie betrogen hat, aber so ist das Leben halt – nichts bleibt. Sie selbst hat sich erfolgreich selbständig gemacht mit ihrer großen Leidenschaft, dem Backen, während Jake noch immer Anwalt ist und leicht gestresst von den Folgen des großen Altersunterschiedes zu seiner neuen Frau: die will unbedingt ein Kind, aber seine Schwimmer sind ein wenig altersschwach – und das bedeutet erniedrigende Besuche in der Fruchtbarkeitsklinik und Sex auf Kommando, wenn die Holde den Eisprung hat. Man kann nicht anders als jedes Mal in sich hineinzukichern, wenn Jake hilflos versucht, dem schlecht erzogenen Stiefsohn (furchtbare Bratze) und den Bedürfnissen seiner Angetrauten gerecht zu werden und völlig versagt. Hat er verdient, und das findet auch Jane, als die beiden sich nach der Abschlussfeier in der Hotelbar treffen und ein Glas Wein süffeln (Agnes und ihr Sohn sind zu Hause geblieben, der Kleine war „krank“). Aus einem Wein werden mehrer Flaschen, ein flottes Tänzchen und zu guter Letzt – Sex mit dem Ex und eine daraus resultierende Affäre. Eine nicht ganz neue Geschichte, aber ganz neu erzählt und mit Akteuren, die alle über 20 sind. Der Film ist zu jeder Zeit echt, die Akteure handeln nachvollziehbar und logisch (soweit man bei diesem Gefühlschaos von Logik reden kann) und es gibt so viel Situationskomik, dass kein Auge trocken bleibt. Und dann gelingt dem Film noch ein kleiner Geniestreich. Es kommt bekanntlich in jeder Komödie der Zeitpunkt, wo das Ganze kippt – der tragische Kern all der lustigen Begebenheiten bricht heraus und man wird mit den Konsequenzen seines Handelns konfrontiert. Wie Woody Allen es so treffend formuliert hat: „Komödie = Tragödie + Zeit“; und wie in jeder Komödie ein Kern aus Tragik steckt, ist auch in jeder Tragödie ein komischer Kern verborgen, den es zu finden gilt, um die Geschichte aufzulösen. In diesem Fall wird in dem wirklich schreiend komischsten Moment dafür gesorgt, dass alles zusammenbricht, der Zauber ist verloren, Gefühle verletzt und Vertrauen zerbrochen. Doch nur so kann Heilung beginnen – die Protagonisten beginnen, wirklich und ernsthaft über das nachzudenken, was passiert ist und es zu verarbeiten. Das Ende ist nicht ganz offen, aber abgeschlossen ist auch nichts, jedoch ist die Geschichte weit genug erzählt um einer Fortsetzung vorzubeugen.

Dieser Film mag Frauen mehr ansprechen als Männer, aber es ist kein Frauenfilm, in dem die Männer nur eins drauf bekommen; er ist ausgewogen und skizziert das Leben „danach“: nach Scheidung und sich um die Kinder kümmern, nach dem Betrügen und Verlassen und sich neu einlassen und nach dem schwierigen Balanceakt aus Vergebung und Selbstschutz.
Schaut ihn Euch an und lasst Euch von den spritzigen, eleganten Dialogen und den lebenssprühenden Charakteren mitreißen.
Popcorn nicht vergessen!

Cerri

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